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JIZOREICH (2016)

Auf dem Berg Koya-san, dem Zentrum des japanischen Shingon Buddhismus (Mantrayana),  befindet sich der Okuno-in. Ein großer Friedhof mit über 200.000 Grabsteinen, die meisten davon in Form von Stupas (jap. Gorin-to), inmitten eines Waldes voller gigantischer japanischer Zedern, manche bis zu 600 Jahre alt. Gedenksteine für prominente Mönche, aber auch Begräbnisstätten von weltlichen historischen Größen,  Künstlern, Herrschern, Samurais und dem Firmengrab von Panasonic corporation . Auch ein Insektenvertilgungsmittelhersteller hat eine Andachtsstätte gestiftet für die Opfer seiner Produkte. Am Ende eines traumhaften 2 km langen Weges liegt das Mausoleum des Shingonbegründers Kobo Daishi (Kukai), beleuchtet von Lampenlichtern, die seit seinem Tod vor über 1000 Jahren ununterbrochen brennen.

Viele denken, dass es keine Toten gibt auf diesem Friedhof, nur Wartende. Mit ihnen ist Jizo (Sanskrit: Ksitigarbha Bodhisattva, der Mutterschoß der Erde). Er ist die Personifikation jener erleuchteten Qualität, die bis in die Unterwelt wirkt. Sein Gelübde ist, niemanden abzuweisen und alle von ihrem Leiden zu befreien. Er ist der Patron der Verstorbenen, der Spieler, der Reisenden, jener die in höllische Zustände geraten sind und im speziellen der abgetriebenen Kinder.  Darum werden den Jizo-Steinskulpturen reuevoll Kinderwollhauben aufgesetzt und Lätzchen umgehangen.

Die meisten Stupas bestehen aus 5 Teilen, welche die Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind und Raum repräsentieren. Jedem Element wird dabei ein Siddham Schriftzeichen zugeschrieben und  eingraviert in den Stein. Mit diesen Samensilben kristallisieren sich die Inhalte von Buddhas oder Bodhisattvas, Sutren, aber auch der einzelnen 5 Elemente zu jeweils einem Klang.

Als eine tantrische Praxis nützt das Mantrayana alle unsere Sinne auf dem Weg zum Erwachen und zählt dadurch sicher zu den kunstreichsten Traditionen innerhalb der gesamten buddhistischen Welt. Einen beeindruckenden Einblick darüber gibt der Schweizer Mönch Kurt Kubli Genso auf youtube „Happiness: understand your own mind – Koyasan“.

Die Fotos des Okuno-in vom Koya-san entstanden im April 2016.  Meine Musik, ausgeführt auf Kayagum und Rollpiano, ist der Versuch der Vergegenwärtigung von Jizo Bodhisattva. Es beinhaltet sein Gelübde,  seine Anrufung und die fünf Elementesilben.