Habt vielen Dank für alle guten Wünsche. Meine späte Reaktion ist der Zeitlosigkeit geschuldet, der hier auf Samos nicht zu entkommen ist. Der Grund ist das Meer. Seine Grundierung aus kobaltviolett, ultramarin, kobaltblau, coelinblau, phthalblau, chromoxidgrün und kadmiumgrün, später auch elfenbeinschwarz. Darüber eine Schicht Licht. In der Luft Kräuterhonigduft. Blüten überall, wobei schon eine allein ausgiebig verzücken kann.
Heute Nacht hab ich geträumt einem hohen chinesischen Militärbeamten Mayonnaise auf seinen Uniformkragen geschmiert zu haben. Danach wurde ich verhaftet. Kurz vor der Verurteilung bin ich aufgewacht mit dem Gefühl, einer drakonischen Strafe entkommen zu sein.
Tatsache ist dass nun schon am Donnerstag den 24.5. mein Prostatakrebs operiert wird. Nur ein Routineeingriff für den Roboter der barmherzigen Brüder, sagen jene. Für mich jedoch eine einmalige Gelegenheit für einen letzten Wunsch:
Mögen wir nie nachlassen in der Bemühung um die Kultivierung unserer Herzen.
Meine Feldforschung liegt jetzt im Vorfeld der „Kunst des letzten Augenblicks“ Reizvoll bleibt dabei die Vorstellung, nach einer etwaigen Genesung noch weitere letztere Abschiedstext/wünsche verfassen zu können. Es mag kommen wie es will, ichi (x) halte die Ohren steif. Jedoch nicht so wie die Fledermäuse. Sie sehen Geräusche als Licht und sind dann verwirrt wenn es beides gibt.
(x) Ichi – ein sympathischer Schreibfehler dem ich sofort einiges abgewinnen konnte:
Zum einen verbindet er das gemeine Wort „ich“ mit der wienerischen Kurzfassung, welches sogleich eine Gaumensegelspannungslockerung mit sich führt.
Zum anderen ist es eine Übersetzung des englischen Wortes „selfie“ – der Handymanie der Selbstbelichtung.
Außerdem würde auch jeder deutschsprechende Japaner ichi statt ich sagen.
Ichi ist Frage und Antwort zugleich und als Palindrom zu lesen wie einen Lebenslauf: vom Anfang oder vom Ende.