BLUE EYES IN SAFRAN ROBES

Sehr erstaunlich erscheint mir heute zu was ich in meinen Jugendjahren imstande war. Mit 29 Jahren flog ich nach Thailand, um mich zum Mönch ordinieren zu lassen und trat bald danach in ein Langzeit-Retreat ein, welches 7 Monate dauern sollte. Im völligen Schweigen (außer einem 5-10 minütigen täglichen Gespräch mit dem Lehrer), ohne Lesen oder Schreiben. Vom Aufwachen bis zum Einschlafen mit der Übung des „reinen Beobachtens“ von Körper und Geist, im Sitzen und im Gehen.
Mein jugendlicher Enthusiasmus verhalf mir zu dieser Ausdauer und Dank meines Vertrauens in den Wert der Innenschau blieb ich unbeschadet beim Ansturm der gewaltigen inneren „Dämonen“. Mein Kampf gegen sie dauerte lange und war beinhart. Sie wuchsen förmlich mit dem Maße meiner Anstrengung sie los zu werden. Doch letztlich begegnete ich ihnen mit Akzeptanz, worauf der Spuk sich auflöste. Wer wirklichen Frieden will muss auch den Krieg akzeptieren und einbeziehen, so seltsam das auch klingen mag.
Wenn ich heute in die Welt schaue, auf die Abgründe die sich dabei auftun, sehe ich die gleichen Muster und Merkmale wie ich sie auch damals während der Innenschau-Praxis gesehen habe. „Haben wollen und nicht haben wollen“. Der Buddha hat vor 2600 Jahren Gier, Hass und Verblendung als Motor des Leidens-Lebensrades bezeichnet. Josef Hader hat es auf seine Weise übersetzt: „So richtig leiwand is nirgends“.
Vor kurzem hat mich jemand auf eine Dokumentation aufmerksam gemacht von deren Existenz ich nichts wusste. Erst beim Erkennen eines Interviews mit mir ist mir eingefallen wie schockiert ich damals war, nach monatelangen Schweigen plötzlich einen Journalisten mit Kamerateam vor mir zu haben und ihre Fragen beantworten zu sollen. Ab der 9. Minute zu sehen.