Stengel vom Lotus des Raums.
Im Jahre 2005 habe ich in meinen Garten drei Stupas hineingebaut, als energetische Antipode zu dem unermesslichen Leid in unserer Welt. Sie verkörpern die Essenz der 5 Elemente, die Qualitäten eines erwachten Geistes, das unbegrenzte Mitgefühl und die Weisheit.
Der Stupa ist ein Sakralbau mit umfangreicher Symbolik und einer Form die sich aus der Anhäufung der 5 Elemente ergibt. Jedem Element sind Grundform, Schwingung, Laute, Zeichen und Bedeutungen vorgegeben. Von unten nach oben: Erde, Wasser, Feuer, Luft und als fünftes, so im buddhistischen Kulturraum üblich, der Raum. Dabei wird die Transmutation der Aggregatszustände zum Sinnbild der spirituellen Prinzipien. Der weite Raum, das oberste Element eines Stupa, wird als die „universelle Grundlage“ oder „Allgegenwärtigkeit“ verstanden.
Der Sanskritbegriff für Raum lautet AKASA und schließt einen aktiven wie einen passiven Aspekt mit ein. Ein Begriff wie Raum bringt lediglich den passiven Aspekt zum Ausdruck – das Nicht-Vorhandensein von materiellen Hindernissen. Das aktive Moment hingegen steckt in einem Begriff wie Äther, der die Idee des elementaren Vibrierens von punktförmigen, winzig kleinen Partikeln unsichtbarer Energie beschreibt. die das gesamte Universum durchdringen. AKASA bezeichnet auch den kosmogonischen Raum, der das Vakuum füllte, das zwischen Himmel und Erde entstand, als sie voneinander getrennt wurden und sich dann wieder vereinigten, um das Leben im Universum zu zeugen.
In zweidimensionalen Darstellungen, wie z.B. Mandalas, werden die Elemente den Himmelsrichtungen zugeordnet, wobei im Zentrum das Element Raum steht, verkörpert durch ein mythisches Tier, dem Windpferd.
Das Windpferd ist das Symbol für eine aus sich selbst heraus existierende Energie. Der Aspekt WIND besagt, dass die grundlegende Energie der Seele oder des Geistes sehr stark ist und große Strahlkraft besitzt. Der Aspekt, dass man die grundlegende Energie auch wachrufen und „reiten“ kann, wird als PFERD bezeichnet.
In Tibet werden die Gebetsfahnen auch Windpferde, rlung-rta, genannt. Mit aufgedruckten Glücks und Segenswörter, zum Wohle aller Lebewesen, reiten sie den Wind. Im selben Geiste drehen die Gebetsmühlen ihre Heil und Kraftsilben. Oder, wie die Mönche am Yangtse-kiang, die mit Ton oder Holztafeln, in denen Samensilben und Mantras eingeschnitten worden waren, auf das glatte Wasser schlugen und so den längsten Strom Asiens mit Mantras bedruckten, damit der Strom die Worte ans Meer trage und jeder Wellenschlag, selbst die Brandung des Ozeans und der Wechsel von Ebbe und Flut zum Gebet werde.
Mögen alle Wesen glücklich sein.
Musik: Michael Guzei
Gesang, Performance: Werner Kodytek