mit n’goni und stimme.
robbie litvai: beat and synth
… wer nicht glaubt, dass gerade gerade ist,
der muss sich vor dem bösen des guten hüten.
(aus monkeys pilgerreise)
mit n’goni und stimme.
robbie litvai: beat and synth
… wer nicht glaubt, dass gerade gerade ist,
der muss sich vor dem bösen des guten hüten.
(aus monkeys pilgerreise)
Robbie Litvai: beat and synth
Werner Kodytek: n`Goni und Stimme
Drei Dörfer nach Pusztacsalád, in einem alten Wirtschaftsgebäude eines ehemaligen Nonnenklosters, lebt der Einsiedler und gottlose Sadhubaba Robbie Litvai, mit vielen Schafen und einem elektronischen Schlagzeug.
Bei unseren musikalischen Zusammenkünften schwingt stets ein Loblied mit auf den runden Geist, wahnfrei in der Ebene und selbstvergessen zwischen den Wolken.
Wir sagen musizierend: es ist schön, ein stilles Leben zu führen.
Und wir sagen das, eben weil es eigentlich nichts zu sagen gibt (J.Cage).
Und, weil Worte Lügen sind (J.Sasaki Roshi), bevorzuge ich es zu glossolalieren.
Habt vielen Dank für alle guten Wünsche. Meine späte Reaktion ist der Zeitlosigkeit geschuldet, der hier auf Samos nicht zu entkommen ist. Der Grund ist das Meer. Seine Grundierung aus kobaltviolett, ultramarin, kobaltblau, coelinblau, phthalblau, chromoxidgrün und kadmiumgrün, später auch elfenbeinschwarz. Darüber eine Schicht Licht. In der Luft Kräuterhonigduft. Blüten überall, wobei schon eine allein ausgiebig verzücken kann.
Heute Nacht hab ich geträumt einem hohen chinesischen Militärbeamten Mayonnaise auf seinen Uniformkragen geschmiert zu haben. Danach wurde ich verhaftet. Kurz vor der Verurteilung bin ich aufgewacht mit dem Gefühl, einer drakonischen Strafe entkommen zu sein.
Tatsache ist dass nun schon am Donnerstag den 24.5. mein Prostatakrebs operiert wird. Nur ein Routineeingriff für den Roboter der barmherzigen Brüder, sagen jene. Für mich jedoch eine einmalige Gelegenheit für einen letzten Wunsch:
Mögen wir nie nachlassen in der Bemühung um die Kultivierung unserer Herzen.
Meine Feldforschung liegt jetzt im Vorfeld der „Kunst des letzten Augenblicks“ Reizvoll bleibt dabei die Vorstellung, nach einer etwaigen Genesung noch weitere letztere Abschiedstext/wünsche verfassen zu können. Es mag kommen wie es will, ichi (x) halte die Ohren steif. Jedoch nicht so wie die Fledermäuse. Sie sehen Geräusche als Licht und sind dann verwirrt wenn es beides gibt.
(x) Ichi – ein sympathischer Schreibfehler dem ich sofort einiges abgewinnen konnte:
Zum einen verbindet er das gemeine Wort „ich“ mit der wienerischen Kurzfassung, welches sogleich eine Gaumensegelspannungslockerung mit sich führt.
Zum anderen ist es eine Übersetzung des englischen Wortes „selfie“ – der Handymanie der Selbstbelichtung.
Außerdem würde auch jeder deutschsprechende Japaner ichi statt ich sagen.
Ichi ist Frage und Antwort zugleich und als Palindrom zu lesen wie einen Lebenslauf: vom Anfang oder vom Ende.
Das Konzert, aufgenommen am 29.9.17, während der Ausstellung von Susanne und Michael Guzei, im Artopia Wien, markiert den Beginn meiner Beschäftigung mit dem Kamele n`Goni.
Gespielt aus dem Vertrauen des Anfängergeistes, dass bereits die kleinste Knospe die Vollendung an sich ist. Dieses, ursprünglich in Westafrika beheimatete Instrument, begleitet mich jetzt in einen neuen Abschnitt, in eine neue Lebensqualität.
Nach jahrzehntelanger Krankheit mit drastischen Auswirkungen gegen Ende zu, konnte die neue Hepatitis-C -Therapie gerade noch rechtzeitig mich schließlich gesunden lassen. Mit diesem neuen Lebensgefühl wechselte ich auch das mich begleitende Instrumentarium. Mein bisher bevorzugtes Musikinstrument, das Kayagum – die koreanische Wölbbrettzither – hat mich durch die energieschwache Zeit geführt und mich aufgebaut, durch meine Freude am Spiel. Diesem Lebensverlängerer, dem zwölffach besaiteten hölzernen Heiland gebührt mein aufrichtiger Dank.
Geschichten aus dem alten China erzählen Bestätigendes und dabei dreht sich kein Unsterblicher im Grabe um. In ihrem Bemühen um Lebensverlängerung praktizierten die taoistischen Eremiten das Hören des Ohrenlichtes, ein erleuchtendes nach Innen Hören. Zur Hilfe nahmen sie dabei die Gujin – die chinesische Wölbbrettzither.
Nun lehnt meine Zither aber an der Wand und statt dessen erklingt die n`Goni zusammen mit der Fujara, einer slowakischen Obertonflöte. Die Kürbiskalebasse und der Holunderstamm.
Von Michael Guzei stammen alle fotografischen und videotechnischen Arbeiten.
In Japan bedeutet Shomyo die gesangliche Verlautbarung des Buddhadharma.
Dabei werden drei Arten unterschieden:
Im Verlauf der Verbreitung des Dharma, von Indien ausgehend über China nach Japan und Korea, wurde das Singen zu einem bedeutsamen „geschickten Mittel“ für die Praxis des Einzelnen wie für die Sanghapraxis. Im Seminar sollen ausschließlich Gesänge aus ostasiatischen Mahayanatraditionen überliefert werden, wobei die syllabische Rezitation vernachlässigt wird.
Das Wochenende wird eine Abwechslung von stillem Sitzen und Gehen, Singen im Sitzen und Gehen, unterstützenden Atem- und Körperübungen, meditativem Spazieren im Naturpark Hohe Wand und Samu (leichte Arbeiten im Haus) sein.
Gesangliche Qualifikation ist keine erforderlich: „Selbst wer auch nur mit zaghafter Stimme den Dharma preist, ist schon am Buddhaweg.“ (Lotus-Sutra)
Seminarbeitrag:
Nächtigung und vegetarisches Essen: Euro 110,–
Dana für die Seminarleitung (wird für die Renovierung des BergZendos Hohe Wand verwendet)
Links:
www.kodytek.at/Texte/Gesänge vom Fischberg
You Tube: „shomyo: buddhist ritual chant“
Anmeldung bis 10. Juli 2017: w.kodytek@gmail.com
IM JAHR DES EISEN-HAHNES
kayagum, fujara, ngoni, monochord, roll-piano
eigene lyrik und dharmatexte in sanskrit: zB.
sabbe satta sukhita hontu: mögen alle wesen glücklich sein
sabbe dhamma nalam abhinivesaya: an nichts ist anzuhaften
tiefgefrorene reliquien in ytong
januar der kleinen tiefebene
augenblicke fallen in den schnee
weiße vögel aus eis und ei
aus unseren nasenlöcheriglus entweicht die restwärme
innen und außen scheinen überwunden
doch wildgänse schreiben fliegend
gemeinsam tragen sie ein S über den himmel
von osten nach westen
andere ein Z von westen nach osten
die kalligraphie will heißen
SZAK (ungarisch: zeitabschnitt)
unter ihr die bambusfront
vielblättertosend mit dem sturm
leiser der erfrorene teich
nur weil es nichts gibt
kann es sowas geben
web art, algorithmische animation: dextro.org
sound: werner kodytek
im ozeanspiegelsamadhi reflektiert der volle mond
die samensilbe „A“
ursprung aller klänge
pilgerberge, von links oben nach rechts unten:
emei-shan im äußerten westen chinas
wutai-shan südlich der inneren mongolei
jiuhua-shan im südosten
putuo-shan auf einer Insel im chinesisches meer
die früchte des gartens
wissen ohne zu denken
wie sie reifen können
verehrung dem vollkommenen pfefferoni
der stengel vom lotus des raums
in einer beziehung mit bambus
Auf dem Berg Koya-san, dem Zentrum des japanischen Shingon Buddhismus (Mantrayana), befindet sich der Okuno-in. Ein großer Friedhof mit über 200.000 Grabsteinen, die meisten davon in Form von Stupas (jap. Gorin-to), inmitten eines Waldes voller gigantischer japanischer Zedern, manche bis zu 600 Jahre alt. Gedenksteine für prominente Mönche, aber auch Begräbnisstätten von weltlichen historischen Größen, Künstlern, Herrschern, Samurais und dem Firmengrab von Panasonic corporation . Auch ein Insektenvertilgungsmittelhersteller hat eine Andachtsstätte gestiftet für die Opfer seiner Produkte. Am Ende eines traumhaften 2 km langen Weges liegt das Mausoleum des Shingonbegründers Kobo Daishi (Kukai), beleuchtet von Lampenlichtern, die seit seinem Tod vor über 1000 Jahren ununterbrochen brennen.
Viele denken, dass es keine Toten gibt auf diesem Friedhof, nur Wartende. Mit ihnen ist Jizo (Sanskrit: Ksitigarbha Bodhisattva, der Mutterschoß der Erde). Er ist die Personifikation jener erleuchteten Qualität, die bis in die Unterwelt wirkt. Sein Gelübde ist, niemanden abzuweisen und alle von ihrem Leiden zu befreien. Er ist der Patron der Verstorbenen, der Spieler, der Reisenden, jener die in höllische Zustände geraten sind und im speziellen der abgetriebenen Kinder. Darum werden den Jizo-Steinskulpturen reuevoll Kinderwollhauben aufgesetzt und Lätzchen umgehangen.
Die meisten Stupas bestehen aus 5 Teilen, welche die Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind und Raum repräsentieren. Jedem Element wird dabei ein Siddham Schriftzeichen zugeschrieben und eingraviert in den Stein. Mit diesen Samensilben kristallisieren sich die Inhalte von Buddhas oder Bodhisattvas, Sutren, aber auch der einzelnen 5 Elemente zu jeweils einem Klang.
Als eine tantrische Praxis nützt das Mantrayana alle unsere Sinne auf dem Weg zum Erwachen und zählt dadurch sicher zu den kunstreichsten Traditionen innerhalb der gesamten buddhistischen Welt. Einen beeindruckenden Einblick darüber gibt der Schweizer Mönch Kurt Kubli Genso auf youtube „Happiness: understand your own mind – Koyasan“.
Die Fotos des Okuno-in vom Koya-san entstanden im April 2016. Meine Musik, ausgeführt auf Kayagum und Rollpiano, ist der Versuch der Vergegenwärtigung von Jizo Bodhisattva. Es beinhaltet sein Gelübde, seine Anrufung und die fünf Elementesilben.
aus der überlieferung von gedichten und aussagen bekannter zen-meister des fernen ostens,
bald nach dem erwachen oder kurz vor dem sterben
kayagum, koreanische wölbbrettzither
rollpiano
(stupas von werner kodytek)
1 – muso kokuchi 1275 – 1351
japanischer zen-meister der rinzai-linie, gartengestalter und begründer der teezeremonie
nach dem erwachen
2 – hanam, jung won 1876 – 1951
koreanischer seon-meister
nach dem erwachen
3 – kusan 1908 – 1983
koreanischer seon-meister
kurz vor dem tod
4 – sosan, choi hyong ung 1520 – 1604
koreanischer seon-meister
kurz vor dem tod
5 – hyo bong 1888 – 1966
koreanischer seon-meister, lehrer von kusan
kurz vor dem tod
„gutes neues jahr 2016 – möge frieden sein“
gesang: werner kodytek
Kayagum, koreanische Wölbbrettzither
Khene, laotische Mundorgel
Stimme
Die Musik zu dieser Kurzversion des Herzsutras will einen Zugang aufzeigen, zum Inhalt des Sutras wie zu der Praxis die diesen verwirklichen lässt.
Der in Sanskrit vorgetragene Text beginnt mit der Anrufung des Sutra-Namens und setzt fort mit der Lehre von der Leerheit. Leerheit ist nichts anderes als Form, und Form ist nichts anderes als Leerheit. Ebenso sind auch Empfindungen, Unterscheidung, gestaltende Faktoren und Bewusstsein leer.
Der Text endet mit dem Mantra: Gate, gate, paragate, parasamgate, bodhi svaha. Grob übersetzt: Hinüber, hinüber, gänzlich hinüber, alle gemeinsam zum anderen Ufer, so sei es.
Sicher reicht allein unsere intellektuelle Bemühung, diesen scheinbar rätselhaften Text zu verstehen, nicht aus. Dazu wird eine besondere Denkhaltung benötigt, eine wie sie im Zazen entstehen und sich daraus entfalten kann. Leerheit, die das Fehlen von dauerhafter und selbständiger Substanz ist, entdeckt man allmählich in sich selbst, im Zuge der Umwandlung unserer Kopflastigkeit zugunsten einer intuitiven Sichtweise. Leerheit unterscheidet sich nicht von der Form, also auch nicht von der musikalischen Form. Doch um Leerheit hören zu können, bedarf es auch ein anderes Hören, eines das nicht unterscheidet und sich mit dem Gehörten nicht identifiziert.
„In den Klang eingehen und doch nicht von ihm betört werden“, lautet die Anweisung von Meister Rinzai. Ein Mittel um diese Weisung anzuwenden eröffnet sich mir im freien improvisierenden Musizieren. In den Klang einzugehen bedeutet dabei, im Spiel sich zu vergessen, um so wiedererkannt zu werden vom gesamten Kosmos.
Die Ähnlichkeiten mit Zazen sind offensichtlich:
Fehlen von konventioneller Zweckbestimmung und nicht publikumsorientiert.
Kein anderes Begehren als der Fokus auf den jeweiligen Moment.
Sich weder von Harmonie noch von Missklang betören lassen,
im Vertrauen darauf dass der ursprüngliche Ausdruck nur in jener Sphäre gefunden werden kann welcher einer Unterscheidung in Gefallen oder nicht-Gefallen vorausgeht.
In dem vom Dharma inspirierten Musizieren, ebenso wie im Zazen soll ein ungebundener, freier Geist ermöglicht werden. Während des stillen Sitzens wird der Gedankenfluss nicht bekämpft, jedoch die Neigung an einzelnen Gedankengebilden festzuhalten, sie aus dem Fluß herauszuheben und aufzubauen, wird nicht unterstützt.
Ganz ähnlich mein Zugang zum freien Improvisieren mit Klängen.
Der Neigung eine Spur zu hinterlassen wird widerstrebt, kein Drama mehr, stattdessen das Staunen des Anfängergeistes.
Während dem die Essstäbchen über die koreanische Wölbbrettzither schlittern,
entstehen in jedem Moment zahlreiche Möglichkeiten,
ohne Wahl zu sein ist dabei die Übung.
Und trotzdem geht es in allen beiden Disziplinen um eine gelungene Performance. Um eine stimmige Form, sowie um Freude an der Realisierung, dass alle Töne, wie auch alle Erscheinungen, für eine gewisse Zeit aus der Leerheit auftauchen und dann wieder zu ihr zurückkehren, dass ein fortwährendes Kommen und Gehen von der Einheit zur Vielheit und von der Vielheit zur Einheit herrscht und dass das eine nicht ohne das andere existieren kann.
Die fliegenden Devis sind meinem Video „Dunhuang, die fliegenden Musiker aus den Höhlen der klingenden Sande“ www.kodytek.at entnommen.
https://www.youtube.com/watch?v=DTnxYawlwkM#t=102
Ensemble Meikyoo
Kyoko Adaniya-Baier – Percussion; Werner Kodytek – Ryuteki, Shoga; Dieter Strehly – Shakuhachi; Gaby Zechmeister – Koto;
Japanische Hofmusik