Ein wunderbarer Sommer in Dalarna, Schweden. Auch wenn ich viel zu tun hatte – habe meinen Roman als Hörbuch eingesprochen und die CD mit Werner Kodytek geschnitten – war es eine wunderbare Zeit, die mir mit den Hunden und der Stille geschenkt wurde. Zu hören ist ein ganz neues Stück von Werner und mir: Leenda. Viel Freude mit den fröhlichen, berührenden Bildern!
When Men See Me · Werner Kodytek & Georg Weidinger
Die geschmeidige Stimme stieg und fiel, eilte und verhielt, wand sich in Wellen und Schleifen, zeichnete Schnörkel und Figuren in die Luft und warf den Faden der Melodie in Schlingen um die Seelen der Lauschenden. … Bald waren die Zuhörer ein Teil der Musik, wurden selbst zu Noten, und von dem Sänger eingewoben in das unsichtbare Gewebe, das er aus der Stille beschworen hatte, und ihre verzauberte Phantasie schenkte ihnen mannigfache Gesichte. Sie fühlten sich davongetragen auf einem Meer von Nebel, sahen wundersame Gestalten und Gebilde auftauchen, vorübergleiten und sich wieder auflösen, fühlten sich mitgezogen und gelockt von dem Faden der Töne, begierig den Weg zu gehen, den er sie führte. Und auf diesem Weg erfuhren sie alles, was einem Menschen, der sich selbst sucht, je widerfahren kann: Schmerz, jung wie die Berge, und Freude unermeßlich und ewig, staunendes Fragen und überwältigendes Erkennen und demütiges Anerkennen, und eine Ahnung von dem, was jenseits alles Begreifens und Erlebens liegt, auch für den, der sich ihm in blindem Gehorsam nähert. Denn Shiva tanzte in diesem Lied, und unter seinen Füßen wurde das Universum geboren, hervorgebracht aus dem Nichts in einem gewaltigen unweltlichem Schöpfungsakt, von dem die Musik nur ein ohnmächtiges Echo war. Irgendwo in der Leere donnerte ein Hammer, und unter seinen Schlägen sprühten Funken, die zu Sonnen zerbarsten und in glitzernde Sterne zersplitterten, und die neugeschaffenen Welten wirkten durch das neugegründete All, sich in ewigem Kreißen vermehrend und erneuernd, und nichts konnte ihre kosmische Wiedergeburt aufhalten, so wie keine Kraft, das Kräuseln der Blätter einer sich öffnenden Blume, den zartesten Vorgang der Natur, aufhalten kann. Han Suyin
Älter werden ist oft verbunden mit Erinnerungen an Vergangenes. Das ist an sich nichts verwerfliches, wenn man es gelassen nimmt. Erinnerungen können die eigene positive Energie anregen, so wie es auch „Anrufungen“ tun.
Anrufungen werden im ostasiatischen buddhistischen Kulturraum als geschicktes Mittel verstanden auf dem Weg den Herzgeist zu kultivieren. Angerufen werden spirituelle Qualitäten die durch Zuruf geweckt werden und sich im Rufenden verwirklichen. Aus einer anderen Perspektive wird der Rufende von der Qualität selbst angerufen, hört es und gibt es nur wieder. Doch beide Sichten sind kein Gegensatz, nur das Denken trennt es, das Tun verbindet es.
Die Bewegung verläuft vom Subjekt zum Objekt, von Selbstzentriertheit zur Selbstvergessenheit, dorthin wo man vom gesamten Universum wiedererkannt wird.
Mein japanischer Lehrer wünschte sich von mir „nur ein leeres Gebiss dass in der Luft hängt und sich bewegt
Ohne den Weg des Übels zu verlassen, den Weg der Befreiung betreten. Und unter Beibehaltung falscher Ideen in die wahre Lehre eintreten. Derjenige geht zwar nicht in die tiefe Meditation ein, verläßt sie aber auch nicht.
Wenn wir der Wirklichkeit der Zehntausend Dinge nachlauschen, müssen wir wissen, dass da unerschöpfliche Merkmale im Ozean und den Bergen liegen, und dass es viele verschiedene Welten in den vier Himmelsrichtungen gibt. Dies gilt nicht nur für die äußere Welt, sondern ebenso ist es wahr gerade hier unter unseren Füssen und in jedem einzelnen Tropfen Wasser.
Eihei Dogen Zenji
…Das weite Land des Seins, das Land, welches vor Sprache und Verstehen bereits existiert, bietet weit mehr Wirklichkeit…
Um es zu betreten, genügt eine gewisse Portion Absicht und eine Verbeugung. Es bedeutet einen Riesenvorteil, wenn man es mag. Das mögen bringt etwas Unbesiegbares mit sich.
Briant Rokyta
Koreanische Wölbbrettzither Kayagum auf Rollpiano,
Erfinden wir unsere eigene Sprache, Geliebter, und uns werden die Augen groß:
Dinge sehen wir dann, die niemand sah, Wege zwischen den Wolken, Lieder in den Weizenfeldern.
Unter die Röcke sehen wir dann dem Wind, wie seine Lippen das Wasser küssen.
Wir gehen dann ungezwungen, ohne Schuhe und nackt, wie unsichtbare Geister.
Worte und Lachen malen wir dann auf die Mauern in der Welt, während aus unseren Körpern die Liebe strömt,
sprudelnd, gluckernd, plätschernd wie aus Brunnen.
Gioconda Belli, nicaraguanische Schriftstellerin und Lyrikerin
So weit ich mich erinnern kann bin ich blau zur Welt gekommen. Jahrzehnte später, nach bunten Treiben, bin ich auch einen blauen Tod gestorben. Ein überraschender Knick im milchig weissem Vollmondlicht. Jetzt bin ich zurückgekehrt, dorthin wo ich noch niemals war. In jene Bucht wo Anthony Quinn als Alexis Sorbas Sirtaki tanzte. Hier zeigt es sich wieder, in der Blau-heit sind großer Zweifel und große Zuversicht untrennbar miteinander verbunden. Ja, wir sind Wellen und alles andere mit uns